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NUR SENDER KANN MAN ORTEN

ich hatte in den achtziger jahren intensiv im welt weiten mail-art network mitgewirkt. rückblickend habe ich den eindruck, wir probten damals mit unseren mail-art-shows, collaborations, mail-art- und networker-congressen, mail-art-magazinen und dem person-to-person-austausch für das kommende internet. zumindest hatte diese vernetzungsarbeit frühzeitig zu fragestellungen und antworten geführt die für viele erst jetzt, im internetzeitalter, aktuell werden.

meine künstlerische arbeit als networker und meine arbeiten in öffentlichen räumen hatten seit jeher programmatischen und exemplarischen charakter. ich schrieb keine langen texte. wohl deshalb nannte mich crackerjack kid einen «master of minimal communication». (der eigentliche grund für die sprachlichen verdichtungen in form von slogans war vielleicht nur mein schlechtes englisch ...) als mail artist verwendete ich oft slogans wie: MY SHADOW IS MY GRAFFITI. ich gründete die AGGRESSIVE CORRESPONDENCE SCHOOL OF ART und fragte: WHO IS AFRAID OF WORD AND SENTENCE?

ich vermied wo möglich begriffe wie kunst oder künstler und benutzte stattdessen stempel mit bezeichnungen wie: BUERO FUER KUENSTLERISCHE UMTRIEBE und I' M A NETWORKER (SOMETIMES) oder ich bezeichnete meine produkte als NETWORKINGMATERIAL.

andererseits verwendete ich seit 1984 den begriff künstler um unabhängigkeit und individualität zu fordern: MAIL ART IS NOT FINE ART, IT'S THE ARTIST WHO IS FINE.

auch über die nutzung von raum und den sinn von begegnungen dachte ich damals nach: AFTER DADAISM, FLUXISM, MAILISM COMES TOURISM. dazu passte auch das gestempelte bekenntnis: DAMNED TO BE A TOURIST.

in den weltweit dezentralisierten mail-art- und networker-congressen fanden sich seit 1986 hunderte networker zusammen um networking zu praktizieren oder über neue strategien in realen und virtuellen räumen nachzudenken.

in den siebziger jahren war es die kopiermaschine die vernetzendes schaffen ermöglichte, ja geradezu forderte. in den achtziger jahren stand der intensive weltweite austausch und der aufbau von networks, ohne berührung zum kunstbetrieb, im vordergrund. in den neunzigern führten mich networkerfahrungen zu arbeiten die bezug zur kunstgeschichte hatten und sich in öffentlichen räumen wie auch im kunstkontext realisieren liessen.

mit dem internet- und wohnraum-projekt «placeofplaces.com» verbinde ich das traditionelle kunstwerk mit vernetzungsstrategien und raumerfahrung. das bild ist nun zum schild mutiert.

h.r.fricker 31. mai 2007